Zehn Jahre nach dem die "Fietsallee am Niederrhein" entlang des von Napoleons Ingenieuren geplanten Nordkanals und der Niers als ausgezeichneter Radweg in NRW beschrieben worden war, planten die Tourenleiter Marianne Beuckmann und Klemens Rave dieses Stück in einen dreiviertel Rundkurs einzubinden.
Nach einigen Monaten schwieriger Strecken- und Hotelplanung ließen sich jetzt 18 Radelnde mit Bus und Radanhänger zum Ausgangspunkt zum Rheinpark in Neuss bringen. Entlang von blauen Stelen oder Bändern und nachempfundenen rot-weißen Vermessungsstäben führte die Route bald zum ersten technischen Meisterwerk der Ingenieure vor 200 Jahren. Das Epanchoir ist ein Wasserbauwerk, das Obererft und den Nordkanal verknüpft und dazu diente, den Wasserstand im Kanal zu regulieren. Schon einige Kilometer weiter wurde der nächste Stopp an einer nachgebauten Schwebebrücke eingelegt.
Nach der Mittagspause in Viersen besuchte man die "Grabeskirche" St. Joseph. Eingebettet in den Kirchenraum gibt es Kolumbarien in stilvoller Atmosphäre, speziell gestaltete Wände, welche die Urnen Verstorbener aufnehmen und in denen diese während der Ruhefrist stehen.
In Venlo radelte man kurz entlang des aasboulevard zur ersten Übernachtung.
Am nächsten Morgen wurde die Innenstadt, vorbei am Rathaus, noch mal unter die Räder genommen, um dann mit der Eisenbahnbrücke die Maas in Richtung Maasbree und entlang der Noordervaart zu verlassen. Schmucke Städte und Dörfer, großflächige Gemüse-, Kartoffel- und Weideflächen zogen an den Radlern vorbei.
Am Nachmittag prägten Seen und Heide die Zufahrt auf Roermond. Entlang der N 280 führte uns der Radweg bei Sonnenschein über einen Kanal, durch Seenplatten und die Maas mit Blick auf alte Stadttortürme und den Turm der St. Christoffelkathedraal zum "Einlaufbier" auf den Marktplatz vor dem Rathaus.
Dem Missionsdorf Steyl wurde am dritten Tag ein Informationsbesuch abgestattet. Mit Fähren wechselte man mal auf die rechte oder linke Seite der Maas und durchradelte so historische Dörfer wie Kessel mit seiner restaurierten Burg, Venlo zur Mittagspause und Arcen zur Kaffeepause. Einige Radler wunderten sich öfters über die großen, bestuhlten und gemütlichen Plätze in den Ortschaften. In einem schicken Hotel im Feriengebiet nördlich Afferden war die dritte Übernachtung.
In der Grenzstadt Gennep führte uns die Hauptstraße links und rechts an einem Mix kleinerer und mittlerer Geschäfte und Cafés vorbei bis zum Rathaus und einem einsamen Kirchturm. Das Kirchenschiff ist in den letzten Kriegsmonaten zerstört worden. Im Turm gibt es regionale Historie und Grenzgeschichten zu entdecken. Einige Stockwerke höher boten einen imposanten Ausblick über die Maasdünen und Niersauen. In dieser Region waren auf dem Kartenmaterial viele Radwanderstrecken ausgezeichnet. Es war schwierig immer die gewünschte Strecke zu halten.
Pünktlich zur Mittagszeit wurde die Gruppe im Innenhof des altehrwürdigen Klosters Gräfenthal von Hühnern und Pfauen aber auch freundlichem Personal zum Mittagssnack empfangen.
Nach der Übernachtung in Kevelaer war für den Freitag Regen angekündigt, der uns durch die Sonsbecker Schweiz begleitete. Zum Teil über Feldwege wurden die schwierigsten Hügel umfahren und in Xanten lachte schon wieder die Sonne. Dem Marktplatz, dem Dom und dem Archäologischen Park wurde jeweils ein kurzer Besuch abgestattet. An der Fußgänger- und Radfahrer-Rheinfähre von Xanten nach Bislich half alle langfristige Planung nichts. Sie war zur Zeit in Reparatur. Gleichzeitig war der linksrheinische Radweg wegen Brückenarbeiten gesperrt. Die neue Strecke führte über die Rheinbrücke direkt nach Wesel rein. Schiebend ging es durch die Fußgängerzone am "Hanseband", welches die Verbundenheit Wesels zu den weiteren Hansestädten verdeutlicht, entlang durch das "Berliner Tor" weiter auf der Römer-Lippe-Route zur letzten Übernachtung nach Schermbeck. Bei kühlem Wetter wurde ein gemütlicher Abend auf dem Schützenplatz und beim "Absacker" im Hotelrestaurant genossen.
Etwas müde und sicherlich vielfach mit den Gedanken schon wieder zu Hause, wurde die Strecke durch das Lippetal fortgesetzt. Richtig munter wurden alle Radelnden wieder an der "Lippefähre Baldur" bei Holsterhausen. Eng wurde es auf dem Gefährt wenn sechs Radler und Radlerinnen mit Rädern und dem schweren Gepäck die Fähre bestiegen. Per Handkurbel und Muskelkraft musste man sich durch die Strömung ziehen.
Haltern und Lüdinghausen waren weitere Stationen bevor man "Gott sei Dank" am Samstagabend nach rund 410 km unfallfrei zu Hause ankam.
Die Radgruppe dankte den Organisatoren herzlich für die abwechslungsreiche Streckenführung und gute Organisation.
Bericht von Klemens Rave
Mittagspause